Ho-Chi-Minh-Stadt,  Reisetagebuch,  Vietnam

Ho-Chi-Minh-Stadt: Roller, Smog und Roller


Einreise und Visum | Thien-Hau Tempel | Bitexco Financial Tower | Wiedervereinigungspalast |
Ben Than Market und Pub Street | Verkehr | Hotel und Reise nach Con Dao

Ho-Chi-Minh-Stadt (HCMC) ist mit knapp neun Millionen Einwohnern die größte Stadt Vietnams und beheimatet damit mehr als doppelt so viele Menschen wie Berlin. Hauptstadt ist sie trotzdem nicht – naja, nicht mehr jedenfalls. Bis 1975 trug HCMC den Namen „Saigon“, der von den meisten Vietnamesen auch heute noch verwendet wird. Mit dem Abzug der US-Truppen und der Niederlage der südvietnamesischen Regierung benannte man die Stadt nach dem ehemaligen Staatschef Ho Chi Minh. Die Hauptstadt verlagerte sich in den Norden des Landes – nach Hanoi. Der Vietnamkrieg ist – nicht nur in HCMC – allgegenwärtig. Nicht unbedingt auf den ersten Blick, aber die Spuren des schrecklichen Krieges ziehen sich auch heute noch durch Vietnam.

Vorgestellt habe ich mir HCMC wie Bangkok – und im Großen und Ganzen ähneln sich die Städte auch sehr. Mit einer Ausnahme: Es ist voller, es ist lauter, es ist stickiger. Noch nie habe ich so viele Roller gesehen. Und das nicht nur auf der Straße: Selbst die Gehwege stehen voll davon. Eigentlich werden sie fast ausschließlich zum Parken benutzt, was dazu führt, dass man meist auf der Straße läuft oder dauerhaft zwischen Straße und den 30 Zentimeter hohen Bordsteinen wechselt.
Die Straße überqueren? Gar nicht so einfach. Vereinzelt gibt es Ampeln, das ist allerdings eher die Ausnahme. Man gewöhnt sich zwar daran, allerdings kostet es ein wenig Überwindung, trotz stetem Verkehr über die Straße zu gehen. Die Devise: Nicht stehenbleiben, keine unberechenbaren Bewegungen. Wenn man sich daran hält, schlängeln sich die Roller einfach an dir vorbei. Nichtsdestotrotz werde ich um ein Haar angefahren und (nicht nur einmal) angehupt – eine Bilanz, mit der ich fürs Erste leben kann.

Für mich persönlich macht das die Stadt nicht weniger liebenswert. Es ist eben eine asiatische Großstadt – wer idyllische Örtchen und menschenleere Straßen erwartet, ist generell an der falschen Adresse. Trotz allem versprüht HCMC den typischen Charm Asiens: Kleine Essensbuden an den Straßen, bunte Plastikstühle, goldene Lampions und vollgestopfte Märkte. Zwischen Beton und klapprigen Bussen stehen filigran verzierte Tempel, zwischen verglasten Towern und riesigen Kreisverkehren schmucke Kolonialgebäude. Wer Entspannung sucht, wird sie hier sicherlich nicht finden – HCMC ist laut, wuselig und nicht gerade erholsam. Wer Lust auf Großstadtflair hat, sollte definitiv zwei, drei Nächte bleiben.

Einreise und Visum

Nach 13 Stunden Flug und etwas über zwei Stunden Aufenthalt in Katar landen wir in Ho-Chi-Minh-Stadt – wirtschaftliches Zentrum und größte Stadt Vietnams. Ab einer Aufenthaltsdauer von 15 Tagen benötigt man für Vietnam ein Visum. Dabei gibt es drei Möglichkeiten: Das Online-Visum, das e-Visum und das „Visa on arrival“. Wir haben uns für das e-Visum entschieden, das seit wenigen Jahren für einige Staaten getestet wird und gut zu funktionieren scheint. Auf der Seite des vietnamesischen Immigration Department muss man einen Visumsantrag ausfüllen – dafür sind neben den schriftlichen Angaben auch ein Scan des Reisepasses sowie ein Passfoto notwendig. Das Ganze kostet 25 US-Dollar, die per Kreditkarte überwiesen werden. Nach wenigen Tagen ist die Bearbeitung abgeschlossen und man bekommt eine E-Mail samt Link, über den man das Visum herunterladen und ausdrucken kann. Diesen Ausdruck mussten wir am Check-in in Frankfurt sowie bei der Einreise in Vietnam vorlegen – hat alles einwandfrei und ohne Probleme geklappt. Für uns ist das definitiv die beste Methode: Man muss den Pass vorher weder zur vietnamesischen Botschaft nach Berlin schicken, noch steht man nach einer stundenlangen Anreise in Vietnam am Flughafen und muss sich erstmal um den Papierkram kümmern. Bleibt man definitiv weniger als 15 Tage im Land, ist unter Vorlage des Rückflugtickets eine visumfreie Einreise möglich. Alle Infos gibt es natürlich auf der Seite des Auswärtigen Amtes.

Thien-Hau-Tempel

Wie viele andere Großstädte auch, findet man auch HCMC eine Chinatown – „Cho Lon“ genannt. Dort steht der Thien-Hau-Tempel. Dahinter steckt eine wunderschöne Pagode, die im achtzehnten Jahrhundert von chinesischen Einwanderern erbaut wurde. Er wurde zu Ehren der daoistischen Göttin Tien Hau – die teilweise auch „Mazu“ genannt wird – errichtet. Die Himmelskönigin wird vor allem von Fischern uns Seefahrern verehrt – der Legende nach soll sie ihre Familie, die auf See unterwegs war, aus einem Taifun gerettet haben.
Der Tempel ist nicht allzu groß, aber definitiv eines meiner Highlights. Die Atmosphäre hat etwas Mystisches. Das liegt wahrscheinlich an den unzähligen Räucherspiralen und -stäbchen, die dem kompletten Innenhof einen ganz besonderen Geruch verleihen und in feine Rauchschwaden hüllen. An den Räucherspiralen hängen pinke Zettel mit chinesischer Schrift, die verbrennen, sobald die Spirale abgebrannt ist. Wir gehen davon aus, dass jeder Zettel für einen Wunsch steht – an einer Wand der Anlage hängen hunderte weitere Wünsche, die darauf warten, in Erfüllung zu gehen.

An jeder Ecke entdecken wir reich verzierte Säulen, Lampen oder Wände. Besonders fallen aber die Figuren ins Auge, die rund um die Dächer des Tempels angebracht sind. Es sind unzählige. Sie erzählen chinesische Mythen und sind aus Holz oder Porzellan gefertigt und extrem detailliert bemalt. Das Gesamtbild beeindruckt mich sehr.
Ein Besuch lohnt sich allemal. Der Eintritt ist frei, uns begegnen kaum andere Menschen. Das kann, gerade weil es sich um einen chinesischen Tempel handelt, natürlich auch an der Corona-Krise liegen. Chinas Grenzen sind zu diesem Zeitpunkt fast komplett dicht. Chinesische Touristen und somit sicher auch Tempel-Besucher, bleiben größtenteils aus.

Bitexco Financial Tower

Der Bitexco Financial Tower ist das zweithöchste Gebäude in HCMC und das viertgrößte Gebäude in ganz Vietnam. Ein grandioser Ausblick ist bei 68 Stockwerken fast garantiert. Am Fuß des Komplexes befinden sich einige Technik Geschäfte und Restaurants. Im oberen Bereich befinden sich ein Skydeck – samt Heineken Experience – sowie eine Bar und ein Restaurant. Die Bier-Verkostung reizt uns so gar nicht, den Blick über die Stadt möchten wir uns allerdings nicht entgehen lassen. Allein für die Aussichtsplattform würden wir zusammen 400.000 VND bezahlen, also knapp 15 Euro. Ganz schön happig. Für das Geld besuchen wir lieber die Bar und gönnen uns zwei Cocktails.
Der gesamte Gebäudekomplex ist extrem modern, so auch die Bar. Eine Rolltreppe führt zunächst in den ersten Stock, von dort aus geht’s mit dem Aufzug in den Zweiundfünfzigsten. Überall steht Personal, das uns empfängt und uns in die richtige Richtung leitet. Die Bar ist voller Touristen – klar, die wenigstens Einheimischen können sich so einen Luxus leisten. Sie ist rundherum verglast, das Licht ist schummrig und wird nur von ein paar bunten Scheinwerfern erhellt. Draußen hat die Dämmerung eingesetzt. Als wir ankommen ist leider kein Tisch an der Scheibe frei, der Kellner verspricht uns aber, dass wir einen bekommen, wenn die Gäste dort gehen. Und wirklich: Nach einigen Minuten dürfen wir an einen Platz direkt an der Scheibe vorrücken. Die Cocktail-Karte ist wirklich groß, die Preise sind genauso überzogen wie erwartet. Für zwei Getränke zahlen wir rund 17 Euro. Immerhin schmeckt’s. Und man gönnt sich ja sonst nichts.

Die wild blinkende Skyline ist vor dem immer dunkler werdenden Himmel nett anzusehen. Ein spektakulärer Sonnenuntergang bleibt heute leider aus. Um 20.00 wird die Popmusik, die aus den Lautsprecherboxen tönt vom Gesang und den Gitarrenbeats drei älterer Herren abgelöst. Irgendwie süß das Trio.

Mein Fazit: Kann man machen, muss man aber nicht. Wer Lust auf einen Cocktail in modernster Umgebung hat, ist hier genau richtig. Es ist schon eine Erfahrung, ja. Ob es eine ist, die man machen muss? Ich weiß es nicht.

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