
Con-Dao-Nationalpark: Bai Bang Beach und Bai Dat Tham Beach
Sucht man nach möglichen Aktivitäten auf Con Dao, stößt man recht schnell auf den Nationalpark, den die Insel im Südchinesischen Meer beherbergt. Nationalpark? Immer gut! Im Internet finden wir unterschiedliche Angaben – zum Ticketkauf, zum Schwierigkeitsgrad der Routen, selbst zum Eingang des Parks.
Es soll eine Strecke geben, die mittelschwer und etwa sieben Kilometer lang ist, inklusive Rückweg. Ziel, in diesem Fall also nach der Hälfte der Strecke, sind wohl zwei kleine Strände. Wir finden heraus, dass zumindest ein Eingang zum Park ganz in der Nähe unseres Homestays liegt. Früher musste man wohl zuerst zu einem Büro im Ort fahren, um die Eintrittskarten zu kaufen, das war bei uns jedenfalls nicht so. Der Weg führt wenige hundert Meter relativ steil nach oben, ist aber geteert. In einem kleinen Office empfängt uns ein netter Mann, der sogar ein paar Brocken Englisch spricht. Er zeichnet uns den Weg auf einer Karte ein und verkauft uns Tickets für insgesamt 120.000 Dong, knapp fünf Euro. Unseren Roller können wir etwa 100 Meter weiter in einer kleinen Ausbuchtung abstellen, direkt daneben beginnt der Weg, der in den Park führt. Wiederum daneben liegt militärisches Gebiet, dessen Betreten streng verboten ist und bewacht wird. Auf Con Dao ist das übrigens keine Seltenheit. Unsere Gastgeberin Kitty erzählte uns, dass etwa 3.000 der 9.000 Einwohner Con Daos Soldaten sind. Zwischen Vietnam und China gibt es wohl immer wieder Streit um die Insel – um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein, leben die Männer und Frauen, die Con Dao bei Bedarf verteidigen können (und müssen), einfach hier.
Aber zurück zum Nationalpark. Der Weg durch den Park ist gepflastert – was ihn nicht weniger anstrengend macht, ebenso wenig wie die schiefen Treppen, die immer wieder Teil des Weges sind. Was mir daran gefällt: „Gepflastert“ heißt in diesem Fall krumm, abschüssig und aus Naturstein. So integriert er sich trotzdem in die Natur und alles wirkt immer noch natürlich. Es ist wahnsinnig schwül, die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Pro Person sollte man mindestens 1,5 Liter zu trinken einplanen – bei einer einfachen Strecke von dreieinhalb Kilometern mag das vielleicht viel scheinen. Ist es aber nicht. Auf einigen der Routen soll es wohl aggressive Affen geben – uns sind keine begegnet. Gehört haben wir sie allerdings schon. Man sollte vielleicht nicht zu offensichtlich essen und dass man seinen Abfall in einen der dafür vorgesehenen Tonnen wirft oder einsteckt, ist auch klar. Über die schwarzen Eichhörnchen, dunkelbraunen „Opossums“ mit hellem Hals und buschigen Schwanz, Vögel und kleinen Echsen freuen wir uns genauso.


Im ersten Drittel machen wir einen kleinen Abstecher zum ausgeschilderten „Heritage Tree“. Dabei handelt es sich um sogenanntes Bischoffsholz, die genaue Bezeichnung der Art lautet „Bischofia javanica“. Das riesige Exemplar ist 35 Meter hoch, hat einen Durchmesser von knapp vier Metern und ist sage und schreibe über 400 Jahre alt. Wahnsinn. Mit diesem kleinen, aber lohnenswerten Umweg kommen auf unsere Strecke nochmal rund 1,2 Kilometer on top.

Am ersten Strand angekommen, sind wir – ehrlich gesagt – ein wenig enttäuscht. Er ist wirklich klein, besteht hauptsächlich aus groben Steinen und es gibt kaum ein Fleckchen Schatten. Trotzdem, ein Päuschen muss sein. Neben uns sind nur zwei andere Menschen hier, aber ganz ehrlich? Viel Platz für Weitere gäbe es auch kaum. Wir schlagen unser Lager auf und trauen uns ein Stückchen ins Wasser. Das ist zumindest auf den ersten Metern übrigens voll glitschiger Steine. Ob ich wohl ausgerutscht bin? Nunja. Vielleicht.
Nach rund einer Stunde brechen wir wieder auf. Unsicher, ob wir uns den zweiten Strand ansehen möchten, versuchen wir, über den „Wasserweg“, sprich über die Steine, auf die andere Seite der Bucht zu gelangen. Zu Beginn macht das auch noch ziemlich viel Spaß – irgendwie landen wir sowieso immer kletternd auf irgendwelchen Felsen. Nach einer Weile wird es ganz schön steil und man spürt den Wind, der um die Insel pfeift, deutlich. Was übrigens auch deutlicher wird als anderswo, ist mal wieder der Müll. In den Felsspalten, die das Wasser durchspült, landet so allerhand Kram. Genauso wie auf den Felsen selbst. Sobald sich das Wasser ins Meer zurückzieht, bleiben dort Fischernetze, Kanister, Bojen, Schaumstoff, Schuhe und Flaschen en masse zurück. Man weiß es ja – und trotzdem ist es immer wieder erschreckend zu sehen. Welchen Anteil haben wir wohl selbst an dem vielen Müll, der in den Meeren treibt? An all dem Mikroplastik und an all den kleinen Teilchen, deren Existens für das ein oder andere Meerestier so verheerend sein kann. Aber das ist ein anderes Thema.



Wir drehen um, klettern zurück zum Strand und nehmen die unglaublichen 231 Stufen vom Ufer nach oben zum Weg. Klingt vielleicht nicht so viel – bei 90 Prozent Luftfeuchtigkeit und ordentlichem Gefälle sehen meine Oberschenkel das allerdings anders. Es ist so, so anstrengend. Auf den zweiten Strand verzichten wir. Stattdessen gehen wir zurück, vorbei an verschnörkelten, ineinander verschlungenen Luftwurzeln und einer Menge Termitenbauten. Zu den Wundern des Dschungels stehen am Wegrand immer wieder mal wieder Tafeln mit einigen guten Infos. Zu Beginn des Weges liegt übrigens ein kleiner Schrein, der in eine Einbuchtung eines Felsens gebaut ist. Sowohl auf dem Hinweg, als auch auf dem Rückweg begegnen wir Einheimischen, die die heilige Stätte besuchen und Opfer bringen. Anderen Touristen begegnen wir erst gegen Ende unserer Tour. Empfehlenswert ist sie sicher für alle, die ohne Guide losziehen möchten. Denn das ist hier wirklich problemlos möglich. Eine gewisse Grundfitness sollte man schon mitbringen – dann ist der Weg gut zu meistern und man kann einen Vor- oder Nachmittag mit der Wanderung füllen.

Lovely København
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