
Erholung im Triglav-Nationalpark
Sucht man bei Wikipedia nach Srednja vas v Bohinju, dann findet man tatsächlich einen Eintrag, der allerdings auch nur aus dem Englischen übersetzt wurde. Einwohnendenzahl? Knapp über 400. Stand? 2002. Allzu viel dürfte sich daran aber nicht geändert haben. Srednja vas ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Kuhdorf (Schafe und Ziegen gibt’s allerdings auch reichlich), in dem man absolute Ruhe genießen kann. Das gesamte Gebiet um Srednja vas liegt im Triglav-Nationalpark, der Triglav ist der höchste Berg Sloweniens. Dementsprechend gibt es in der kompletten Umgebung (vor allem auch Richtung Bovec, dort ist es aber ein wenig touristischer) viele Wanderwege. In Srednja vas selbst gibt es zwei kleine Supermärkte und eine Handvoll Restaurants, für alles weitere muss man in den Nachbarort fahren. Was es stattdessen gibt: Viel Natur mit einem kleinen Wasserfall, einen großen See, eine Schlucht, Wanderwege. Und sicherlich noch mehr, das wir nicht gesehen haben. Einfach mal losgehen -oder fahren und die Gegend erkunden. Gewohnt haben wir in einem netten Airbnb mit Hund und Katze.








Wanderung um den großen See
In der Region um Srednja vas gibt es zwei große Seen: Den Bleder See und den Bohinjsko jezero (Lake Bohinj). Der erstere ist sicher der bekanntere – mit einer kleinen Insel mitten im See, auf der eine hübsche Kirche thront, ist der Bleder See (gelegen in Bled) beinahe Teil jeder Slowenien-Reportage. Mit historischen Paddelbooten kann man von Ufer aus zur Insel fahren. Den See haben wir allerdings nur im Vorbeifahren gesehen (und er war wirklich hübsch anzusehen), einen Besuch haben wir Bled selbst nicht abgestattet. Stattdessen haben wir den Lake Bohinj, der wirklich wunderschön ist, einmal umrundet. Wir sind in Srednja vas gestartet (etwa sechs Kilometer bis zum See), zunächst entlang der Straße, aber immerhin auf einem eigenen Fußgängerweg. Wir haben den See einmal umrundet und haben dann einen anderen, ruhigeren Weg durchs Dorf zurück nach Srednja vas genommen. Insgesamt waren wir 21 Kilometer und einige Stunden lang unterwegs, aber es loht sich. Und: Man bewegt sich fast ausschließlich auf einer Höhe, weshalb die 21 Kilometer mit Pausen gut machbar sind. Und für Pausen gibt es genug schöne Spots: Hier ein Holzsteg, der ins Wasser führt, dort eine Bank oder ein Fels am Seeufer. Der See wird umrahmt von den Julischen Alpen, der Rundweg bietet einen schönen Mix aus steinigen Waldwegen, einfachen Schotterpisten und dem Weg zurück durchs Dorf. Sehr zu empfehlen.








Wanderung auf dem Viševnik
2050 m ist der Visevnik hoch – wir sind natürlich nicht von unten gestartet, sondern sind zunächst eine gewundene, ziemlich steile „Straße“ (irgendwann eher Piste) hochgefahren. Allein der Weg nach oben war, vor allem ab einer bestimmten Höhe, wunderschön. Ende April und auf den grünen Wiesen lagen große weiße Schneefelder neben Unmengen blühender Krokusse.
Der Startpunkt liegt an einem großen Parkplatz, den man eigentlich nicht verfehlen kann. Für ein paar Euro kann man sich ein Parkticket für den ganzen Tag kaufen. Wir haben gelesen, dass die Tour eine der schönsten überhaupt sein soll – das ist sicherlich richtig, dennoch bin ich der Meinung, dass man den Weg auf keinen Fall unterschätzen darf, zumindest nicht bei Nässe oder Schnee. Damit, dass hier und da vereinzelt noch Schnee liegt, haben wir gerechnet. Womit wir allerdings nicht gerechnet haben, ist die Tatsache, dass wir regelmäßig bis zu den Oberschenkeln in den Schnee gesunken sind, teils den Weg vor lauter Schnee nicht sehen konnten (und das an sehr steilen Stellen, teils mit Klettersteig) und am Ende der Wanderung kalte Füße in extrem nassen Socken (trotz wasserdichter Schuhe) haben werden. Trotz allem war die Wanderung sehr schön, ich würde allerdings empfehlen, sie eher ab Mitte Mai in Angriff zu nehmen, wenn es schon stärker getaut hat.






Der Weg startet direkt sehr steil, aber auf angenehmem wiesig-waldigem Untergrund. Die erste Etappe genommen, erwartet und eine tolle Aussicht und direkt danach das erste Schneefeld – der (nicht zu erkennende) Weg ist relativ steil, aber machbar. Die Aussicht wird noch schöner und man kann im Panorama auf die julischen Alpen blicken, sehr beeindruckend. Es geht weiter durch tiefen Schnee, über umgeknickte Bäume, Felsen hinauf bis auf den Gipfel. Der Ausblick ist wirklich wunderschön, Vögel kreisen um den Gipfel, die wir irgendwann mit Apfel auf der Hand füttern. Bis hier hin war es super anstrengend, vor allem der Schnee erschwert das Gehen. Die Vesperpause auf dem Gipfel macht jede Anstrengung wieder wett. Wir überlegen, denselben Weg zurückzugehen, entscheiden und aber dafür, den Rundweg zu nehmen. Ich hatte relativ schnell das Gefühl, dass das ein Fehler war. Die Anstrengung bisher ist ein Witz gegen das, was kommen sollte. Der Schnee wurde viel tiefer, der Weg gleichzeitig anspruchsvoller. Wir haben die Route teilweise überhaupt nicht mehr gesehen, es wurde steiler und windiger. Zwischendurch war meine Laune mehr als schlecht. Im Nachhinein wirken die Dinge ja oft weniger „schlimm“, in diesen Momenten auf dem Rückweg war ich ehrlicherweise oft den Tränen nah, auch, weil die Kraft nachlässt, wenn man bei jedem Schritt 60 Zentimeter im Schnee steckenbleibt und das immer und immer wieder. Ich war einfach nur froh, als wir es geschafft hatten.
Mein Fazit: Ich will euch auf keinesfalls entmutigen, im Gegenteil. Sondern viel mehr dafür plädieren, die Wanderung zur „richtigen“ Jahreszeit zu machen (auch wenn dann vermutlich weit mehr los ist). Gerade der Weg zurück muss wunderschön sein, auch mit einigen (gut machbaren) Klettersteigen, entlang am Felsen. Die Aussicht ist überragend, ihr solltet einige Stunden einplanen.
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