
Drei Ausflüge im Kleinwalsertal
Wir verbringen ein paar Tage im Kleinwalsertal, genauer gesagt in Hirschegg, einem Ort, der quasi direkt hinter Oberstdorf und damit hinter der österreichischen Grenze liegt. Im Winter ist das Kleinwalsertal als Skigebiet bekannt, im Sommer ist es der perfekte Wander-Spot. Und das merkt man ziemlich schnell: Die Ortschaften sind voll mit Ski- und Mountainbike-Verleihen, mit Gaststätten und Alpenhotels, mit Sportgeschäften, aber auch mit Sesselliften und Bergbahnen (bei den meisten Hotels sind Tickets dafür inklusive). Ich hatte den Eindruck, dass wir mit Hirschegg noch einen der etwas weniger touristischen Orte ausgewählt hatten – bei unseren Spaziergängen ein paar Orte weiter, kam es mir voller vor. Persönlich würde ich dort nicht Urlaub machen, um im Ort zu bleiben oder ähnliches – aber das Kleinwalsertal und (in unserem Fall Hirschegg) sind eben die perfekten Ausgangspunkte für verschiedene Wanderung. Von alpinen Bergwanderungen bis einstündige moderate Touren ist alles dabei. Da wir am ersten Tag noch sehr gutes Wetter hatten, haben wir uns dafür entschieden, mit der schwersten Wanderung zu starten (denn Regen und Gewitter sind in den Bergen irgendwie nicht so cool) – an den Tagen danach haben wir dann, auch wegen des Muskelkaters, etwas langsamer gemacht.
Wanderung auf den hohen Ifen
Der hohe Ifen ist rund 2.230 Meter hoch und erinnert mich ein wenig an den australischen Ayers Rock. Er ist nicht im klassischen Sinne wie ein Berg geformt, sondern ist ein langgezogenes Bergplateau – das Gipfelkreuz liegt sowohl auf österreichischer als auch auf deutscher Seite, die Grenzen laufen dort zusammen. Vom Gipfel aus kann man außerdem einen Blick auf das Gottesackerplateau werfen, eine alte Karstlandschaft, die unter Naturschutz steht. Der Anstieg beträgt knapp 1.000 Höhenmeter – bei uns waren es 980 – und meiner Meinung nach sollte man die Wanderung nicht unterschätzen. Sie ist auf jeden Fall machbar und total schön, aber eben auch als alpine Wanderung gekennzeichnet. Alles in allem sollte man schon, wie es auch überall steht, trittsicher, schwindelfrei und nicht ganz unerfahren sein.




Los ging’s etwa um 8:45 Uhr, um 17:15 Uhr waren wir wieder am Auto. Mit den knapp 1.000 Höhenmetern und 15 Kilometern Strecke ist der hohe Ifen auf jeden Fall eine Tagestour. Allerdings haben wir uns auch Zeit gelassen – wer möchte und in Form ist, kann die Wanderung sicherlich auch schneller abhaken. Aber wozu? Wir haben den Ausblick genossen, mehrere kleine und auf dem Rückweg auch eine große Pause gemacht. Startpunkt ist der Parkplatz an der Auenhütte, das Parkticket kostet fünf Euro pro Tag. Es gibt Parkautomaten, der Parkeinweiser kassiert aber hier und da auch selbst. Direkt an der Auenhütte fährt auch eine Bergbahn und es sind verschiedene Wanderwege ausgewiesen. Das Stück, das die Bergbahn nach oben fährt, ist nicht allzu weit – wir laufen das erste Stück (das zugegeben ziemlich steil ist). Nachdem es morgens recht kühl und bedeckt war, zeigt sich nach rund 30 Minuten Wandern die Sonne. Zeit, auf kurze Hosen zu wechseln.
Gleich nach der Station grast eine große Kuhherde, wir bahnen uns unseren Weg durch die Wiederkäuer. Für mich natürlich ein gelungener Start nach dem ersten steilen Anstieg. Ich liebe das Geräusch von Kuhglocken, das uns natürlich noch einige Male begegnet. Genauso wie die Schreie von Murmeltieren – zwei Mal entdecken wir sie zwischen den Felsen. Immer dann, wenn ein Hund in der Nähe war.


Die Route ist sehr abwechslungsreich. Der Anfangsteil entlang der Bergbahn führt zum großen Teil durch ein Stück Tannenwald mit erdigem Wurzelboden – steil, aber im Vergleich zu dem, was noch kommt, mehr als machbar. Steil ist der Weg auf den ersten fünf Kilometern sowieso, die Steigung beträgt immer um die 30 Prozent. Zwischendurch waren wir auf ausgetretenen Graspfaden unterwegs, entlang an Felswänden oder auf freier Fläche. Dann wiederum in losem grauen Geröll, zwischenzeitlich und vor allem auf dem Weg nach unten ging’s den einen oder anderen Klettersteig entlang, der auch mal sehr steil an der Wand befestigt war. Dazwischen erdige Wege oder Schotter. Dazu die beste Aussicht auf die umliegenden, oft grün überzogenen Berge.
Das klingt jetzt alles super toll und das war es auch – aber ich muss schon auch zugeben, dass ich hier und da zu kämpfen hatte, vor allem mit der Steigung. Der Gipfel erreicht man nach etwa fünf Kilometern, also nach einem drittel der Gesamtstrecke. Danach geht’s nochmal richtig steil runter, bevor der Weg moderater wird. Etwa fünf Kilometer vorm Ziel, also auch schon auf dem Weg zurück und nach rund zwei Dritteln der Strecke, liegt die Schwarzwasserhütte. Dort gibt’s eine super Auswahl an Snacks, warmen Gerichten und Getränken, alle waren super freundlich, die Toiletten waren sauber. Und: Der Kaiserschmarrn ist ein Traum! Weit besser als der in dem guten Restaurant, in dem wir am Vortag gegessen hatten – fluffig, außen leicht knusprig und mit ordentlich Puderzucker und Apfelmus! Schon allein dafür sollte man dort Halt machen.




Die kommenden fünf Kilometer sind angenehm. Der Weg ist dann recht eben, das Gefälle moderat und es war genau die richtige Strecke, um die Wanderung ausklingen zu lassen
Mein Fazit: Wunderschöne, abwechslungsreiche Strecke. Hier und da auch mal fordernd (für mein Empfinden), aber machbar für alle, die ein wenig Berg- und Wander-erfahren sind. Schöne Tagestour.
Fellhorn/Kanzelwand – die Zwei-Länder-Region
Mitten in Riezlern, das ist eine Ortschaft vor Hirschegg (in Richtung Oberstdorf), liegt die Kanzelwandbahn. Wir fahren also von der österreichischen Seite nach oben, von Oberstdorf aus scheint es auch eine Bahn zu geben – zumindest befinden sich oben angekommen zwei Stationen. In einer Entfernung zwar, aber wir vermuten, dass die andere auf deutscher Seite startet.




Oben angekommen, kann man sowohl die Kanzelwand (Österreich), als auch das Fellhorn (Deutschland) entlanglaufen. Beim Überqueren der beiden Berge überschreitet man gleichzeitig auch immer die deutsch-österreichische Grenze, die entlang der Berge verläuft. Eine Wanderkarte zeigt die vielen verschiedenen Möglichkeiten an, die man hier oben hat: Von Wanderungen ab 50 Minuten bis zu mehrstündigen Routen für Geübte. Man kann ein „Netz“ aus Wegen überblicken, auf denen man sich ein paar Stunden die Zeit vertreiben kann oder sie als Startpunkt für weitere Wanderungen nutzen, dazwischen ein angelegter See und immer wieder die eine andere andere Sitzgelegenheit mit Infotafel. Die Gegend scheint für ihre Alpenblumen bekannt zu sein.


Wir entscheiden uns für den zweistündigen Rundweg zum Gipfel des Fellhorns. Für uns an diesem Tag genau richtig, da die Beine noch platt vom Vortag waren. Allerdings darf man die Wanderungen um die Kanzelwand auch nicht unterschätzen – ich musste das eine oder andere mal innehalten und schnaufen wie eine Dampflok. Es geht immer wieder hoch und runter, die Wege sind sehr gut ausgebaut, allerdings gibt es immer wieder hohe Stufen, die es zu nehmen gilt. Gelegentlich regnet es ein wenig, aber es hält sich in Grenzen. Der Ausblick ist toll.
Zurück an der Station der Kanzelwandbahn setzen wir uns in die Sonne und essen in einem super Lokal mit viel Auswahl Wienerchen mit Pommes und Wedges mit Kräuterdip. Mein Fazit: Schöne Auswahl an Wegen, genau richtig für kleinere Wanderungen, die trotzdem ein wenig fordern. Die Aussicht ist super und im Restaurant ist für jeden etwas dabei.


Breitachklamm
Klamme (oder heißt es Klammen?) sind ja irgendwie immer beeindruckend. Für den dritten Ausflug haben wir uns die Breitachklamm ausgesucht, mit Wandern hat das eher im weitesten Sinne etwas zu tun. Je nachdem, wo man startet (bei uns war es der P2), startet der Weg mit einer kleinen feinen Wanderung – es gibt verschiedene Möglichkeiten, die auch gut ausgeschildert sind. Man kann kürzere Wege nehmen, die nur etwa 15 Minuten dauern oder längere Wege. Wenn man möchte, dann kann man sie natürlich auch individuell mit einer längeren Wanderung verbinden. Startet man von der anderen Seite aus (dort liegt der größere Parkplatz und es war weit mehr los), dann kommt man direkt zu Beginn des Rundweges in die Klamm. Was man bedenken muss: Die Klamm ist quasi eine Einbahnstraße. Man kann nicht zu einer Seite reingehen und zur selben Seite wieder raus – man muss einen Rundweg machen!
Man darf außerdem nicht erwarten, die Klamm für sich allein zu haben. Mit dem riesen Parkplatz, dem gut geleiteten Weg und den wenigen schwierigen Stellen kommen natürlich viele Besucher*innen vorbei – klar. Wir haben uns kurzerhand ein Online-Ticket gebucht, nachdem wir die lange Schlange sahen. Das war die beste Entscheidung: Hat keine fünf Minuten gedauert und wir konnten an der kompletten Schlange vorbei gehen.



Sehenswert ist die Klamm allemal: Die Breitach schlängelt sich durch die hohen Felswände, in die sie sich über die Jahrhunderte hineingefressen hat. Das wird auch an einer Infotafel deutlich, die die Pegelstände der letzten Jahrzehnte abbildet – im Verhältnis zur heutigen Brücke. Zwischen 1910 und 2005 liegen über vier Meter, was zeigt, dass sich das Wasser in die Tiefe gräbt. Von oben fällt der Sonnenschein in die Klamm und lässt sie hier und da und in Kombi mit den moosbewachsenen Steinformationen in teils mystischem Licht erscheinen. Zwischen den massiven steinernen Wänden sind immer wieder Bäume eingeklemmt, die vermutlich irgendwann von den Felsen gebrochen und zerschellt sind. Genauso liegen immer wieder hiesige Felsbrocken im Wasser. Einige Infotafeln erzählen etwas zur Geschichte und zur Entstehung der Klamm. Apropos Felsbrocken: Im Spätsommer 1995 brach ein riesiger Gesteinsbrocken aus einer der Wände, 50.000 Kubikmeter um genau zu sein. Durch den riesigen Brocken wurde das Flussbett verbaut und die Breitach staute sich zu einem riesigen See auf – mit einer Höhe von 30 Metern und einer Wassermenge von rund 300.000 Kubikmetern. Im Frühjahr 1996 brach der Damm und es bildete sich eine Flutwelle, die stellenweise bis zu 35 Meter hoch war und den unteren Bereich der Klamm völlig verwüstete. Der Bereich wurde für rund 300.000 DM instandgesetzt.



Mein Fazit: Netter Ausflug, kann man auf jeden Fall machen. Natürlich ist bei einer gut begehbaren Klamm mit gut ausgebauten Wegen einiges los, aber das sollte klar sein. Interessant und imposant ist die Breitachklamm auf jeden Fall.