Dublin,  Irland,  Reisetagebuch

Glendalough in den Wicklow Mountains: Umwerfend schön

Etwa 45 Minuten dauert die Autofahrt zum Upper Lake Glendalough. Die meiste Zeit passieren wir ziemlich schmale, kurvige Landstraßen, die links und rechts von gelben Blüten und unzähligen Koppeln mit Schafen und Kühen gesäumt sind. In Glendalough angekommen, nehmen wir den zweiten Parkplatz, direkt am Upper Lake – nicht den Parkplatz am Besucherzentrum, der etwa zwei Kilometer davor liegt. Das Parken kostet uns vier Euro. Auf dem Parkplatz selbst gibt es eine Toilette und zwei Essensbuden mit süßen, aber auch mit deftig-fettigen Fast-Food-Gerichten. Er bildet den Anfang eines hübsch angelegten Parks rund um den Upper Lake und ist Startpunkt für zahlreiche Wandertouren. Direkt am großen See, neben einem kleinen Häuschen, das das Information Office zu sein scheint, befindet sich eine große Tafel, die die verschiedenen Touren beschreibt. Wir entscheiden uns für die rot markierte Route, einen „Hill Walk“ – laut Schild der höchste Schwierigkeitsgrad. Der Weg startet in mehrere Richtungen. Wir gehen links herum. Ein hübsch angelegter Weg führt uns entlang eines kleinen Wasserfalls nach oben.

An der nächsten Abzweigung entscheiden wir uns abermals für den Weg, der zu unserer Linken liegt. Wie sich später herausstellt, die richtige Entscheidung. Denn wir starten mit dem wohl anstrengendsten Teil der Strecke und werden dafür mit einer unglaublichen Aussicht belohnt. Aber jetzt heißt es erst mal: Aufwärts, aufwärts, aufwärts. Für etwa fünf Kilometer laufen wir einen wenig abwechslungsreichen Weg entlang. Er führt uns auf steinigem Untergrund durch einen recht kargen Nadelwald. Zugegeben: Meine Laune ist nicht die beste. Ich habe Zweifel daran, ob wir den tollen Bohlenweg erreichen, der in unserem Wanderführer abgebildet ist. Ich werde ein wenig knatschig. Unsere Essenspäuschen zwischendurch lassen die Strecke nur länger erscheinen. Nach einer ganzen Weile lichtet sich der Wald ein wenig, es wird heller und wir entdecken torfartige Schichten am Wegrand. Die schwarze träge Masse sowie die Ränder des Waldes sind von grasgrünen Moosschichten überzogen. Es wirkt beinahe so, als hätte jemand einen großen Eimer grüne Farbe über den Waldboden gegossen, die im Wellenmuster gestockt ist.

Nur kurze Zeit später stehen wir unter freiem Himmel – direkt vor einem endlos scheinenden Bohlenweg. Es sieht aus wie im Wanderführer. Nur schöner.

Um uns herum matschiger Moorboden. Die Aussicht ist wunderschön. Eigentlich gibt es gar nicht so viel zu sehen. Und doch so Vieles. Die beinahe menschenleere Weite, die Gräser, die durch die vielen verschiedenen Grün- und Brauntöne überhaupt nicht langweilig wirken und der blaue Himmel, der es auch heute wieder gut mit uns meint.
Der anstrengende Aufstieg hat sich definitiv gelohnt. Der Bohlenweg endet und wir stehen auf einem erdigen, aufgeweichten Untergrund. Es muss geregnet haben. Um uns herum wachsen die Hügel der Wicklow Mountains in den Himmel. Irgendwann sind die beiden Seen zu sehen. Wir machen Halt und sehen eine Weile auf die dunklen Flecken zwischen all den Nadelbäumen herab.

Nun geht es nochmal ein ganzes Stück weiter, wobei die Umgebung nicht weniger hübsch anzusehen ist. Kurz vor unserem Ziel liegt eine kleine – im wahrsten Sinne des Wortes – steinalte Kirche. Forscher vermuten, dass sie um das Jahr 1100 erreicht worden sein muss. Wahnsinn. Die Inschriften der Grabmähler sind längst nicht mehr zu erkennen.

Unten angekomm fläzen wir uns ans Ufer des Upper Lakes. Bei 15 Grad und strahlendem Sonnenschein gönnen wir uns einen Hot Dog und ziemlich eklige, viel zu fettige Cheese Fries. In Kanada war ich noch nie – und dennoch erinnert mich die Szenerie unweigerlich an einen eisigen Bergsee in dem nordamerikanischen Staat. Für mich war es der schönste Tag unserer Reise.

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