
Schaulaufen in der Mozart-Stadt
Von Salzburg hatte ich kaum eine Vorstellung. Eine Barockstadt mit Geschichte, eine Stadt, die irgendwas mit Mozart zu tun hat, ja. Aber sonst? Also ließen wir uns überraschen und wurden sicherlich nicht enttäuscht. Die 150.000-Einwohner-Stadt an der Salzach wirkt beinahe wie ein lebendiges Freilichtmuseum – allerdings nur im Ortskern. Verlässt man die Altstadt, ist Salzburg eine Stadt wie jede andere auch.
Die barocken Gebäude machen ordentlich etwas her, selbst das McDonalds-Schild in der Altstadt hängt an verschnörkelten gusseisernen Haltern. Das Kopfsteinpflaster und die altdeutsche Schrift machen das Bild perfekt. Im Grunde ist die Altstadt Salzburgs genau das: Ein perfektes Bild. Getreidegasse, Goldgasse und Co. sind wunderschön und durch die Gassen zu schlendern und sie auch einmal zu verlassen lohnt sich allemal, gar keine Frage – aber sie wirken eben auch ein wenig aufgesetzt und versnobbt, auf jeden Fall vermitteln sie das „gute Leben“ mit viel Schein (wie viel Sein dahintersteckt, weiß ich nicht).
An gefühlt jedem dritten Haus hängt ein Messingschild oder eine Steintafel, die darüber Auskunft gibt, welche Persönlichkeit dort geboren wurde, dort gelebt oder gelehrt hat. Darunter der Physiker Christian Doppler (Namensgeber des Doppler- oder Doppelspalt-Effektes), Mediziner Paracelsus und allen voran natürlich Wolfgang Amadeus Mozart. Das Geburtshaus ist nicht zu übersehen und beheimatet ein Museum, Mozartkugeln und -figuren gibt’s an allen Ecken.






Mirabellengarten, Hohensalzburg, der Mönchsberg und eine Flamingoherde
Der Mirabellengarten außerhalb des Ortskerns ist wunderschön angelegt, ein Spaziergang lohnt sich sehr. Auch nett anzuschauen ist die Hohensalzburg, die über der Stadt thront. Ihr habt die Wahl zwischen einem Basic-Ticket und einem All-inclusive-Ticket, mit dem ihr sämtliche Bereiche besuchen könnt (die Burg ist ein Museum). Ausgestellt sind interessante Stücke aus dem ersten Weltkrieg, aber auch aus vorherigen Epochen – Waffen, Uniformen, Geschirr und Kochutensilien, Möbel, Spielzeug und, und, und. Außerdem kann man die letzten Stufen zum Bergturm hinaufgehen und über die Stadt blicken – der Turm war bei unserem Besuch leider gesperrt, weil es gerade zu gewittern begann. Man kann entweder mit der Seilbahn nach oben fahren oder zu Fuß gehen. Der Weg nach oben beginnt direkt hinter dem Eingang zur Seilbahn und ist recht steil.



Weniger Steil und wirklich schön ist der Weg hinauf zum Mönchsberg. Dabei handelt es sich um einen Wanderweg mit leichter Steigung (aber auf jeden Fall machbar), der von Bäumen gesäumt ist. Oben angekommen hat man eine wunderbare Aussicht auf die Hohensalzburg und über die Stadt. Der kleine Ausflug ins Grüne lohnt sich. Einem Ausflug ins Grüne kommt auch ein Spaziergang durch die Sankt-Peter-Weiher in Leopoldskron gleich: Auf dem Weg zu unserem Hotel haben wir diesen „Park“ entdeckt, der teilweise ein Naturschutzgebiet ist. Wir sind weit mehr als einmal stehen geblieben, als uns am Rand des Weges Stiere, Truthähne und sogar eine Flamingo-Kolonie begegneten. Wie groß das Gebiet in Summe ist, weiß ich nicht, wir haben ihn nur passiert, um zum Hotel zu kommen. Aber der Weiher mit unzähligen Enten, Gänsen, den Flamingos, Schwänen und weiteren Wasservögeln war traumhaft.
Unser Hotel lag etwa 15-20 Minuten zu Fuß von der Altstadt entfernt, je nach Ziel auch einmal 40 Minuten. Das war völlig in Ordnung. Ein (Fußgänger-)Tunnel, der in einen Berg geschlagen war, führte direkt in die Altstadt.
Essen und Trinken
Es gibt unzählige Cafés und Wirtshäuser mit schönen Sitzgelegenheiten im Außenbereich, aber auch mit Hinterhöfen und Gewölbekellern. Einige davon haben wir in unseren eineinhalb Tagen Aufenthalt getestet, es hätten gerne mehr sein dürfen.
Zuvor hatte ich vom Café Tomaselli (am alten Markt) gelesen – das älteste noch betriebene Café in Österreich. Es wurde wohl im Jahr 1700 gegründet, lag damals noch in der Goldgasse und war ein Treffpunkt für Studierende. Davon merkt man heute tatsächlich nichts mehr. Mittlerweile ist es ein gehobenes, gediegenes Café. Ein Schild verrät, dass Mozarts Witwe eine Zeit lang im selben Haus lebte. Das Ambiente ist sehr schickt, von der tollen Dachterrasse aus hat man einen wunderbaren Blick auf den darunter liegenden Platz. Die Preise sind gehoben, die Auswahl ehrlicherweise aber nicht sonderlich kreativ. Meine Frage nach Hafermilch wurde gefühlt ein wenig belächelt, mein Apfelstrudel war eher trocken, Brötchen und Croissant auch und auf keinen Fall selbst gebacken. Man bezahlt auf jeden Fall für Ambiente und Lage, darf aber nichts Außergewöhnliches erwarten. Es gibt eine große Auswahl an Torten, die alle toll aussahen – da wir keine probiert haben, können wir sie geschmacklich nicht beurteilen. Mein Fazit: Tolle Lage, mit einem Kaffee oder Tee und einem Stück Torte macht man sicherlich nichts falsch. Zum Frühstücken oder zum längeren Verweilen, würde ich etwas anderes empfehlen.




Zu Abend gegessen haben wir einmal im Johanneskeller und einmal im Gasthaus Hinterbrühl. Im Johanneskeller haben wir gut und deftig gegessen, für mich gab’s eines der Tagesgerichte: Gnocchi mit Steinpilzfüllung, Trüffel und Bärlauchpesto. Viel und reichlich. Der Gewölbekeller, in dem wir saßen, war gemütlich, die Angestellten freundlich. Das Restaurant hatte auch draußen nette Sitzplätze. Genauso wie das Gasthaus Hinterbrühl, das eher außerhalb der Altstadt an einem schönen Platz liegt und somit nicht ganz Mitten im Trubel. Das Gasthaus bietet traditionelle Küche an, zum Teil aber auch neu interpretiert ohne „drüber“ zu sein – auch für Vegetarier und teilweise für Veganer geeignet. Die Kellner*innen waren sehr freundlich und die Online-Reservierung hat gut geklappt. Der Kaiserschmarrn war K-Ö-S-T-L-I-C-H. Leicht karamellisiert mit Mandelplättchen, Rosinen und Apfelkompott. Sehr zu empfehlen.
Gefrühstückt haben wir im Heart of Joy nahe dem Mirabellengarten – ein rein vegetarisches und veganes Restaurant. Es ist etwas spirituell angehaucht, was man an der Deko und den Sprüchen an den Wänden sehen konnte. Das Personal war super freundlicher, Porridge und Bauernomelette waren lecker. Auf jeden Fall einen Besuch wert.
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