
Vientiane – eine kleine, feine Hauptstadt
Vientiane ist mit seinen rund 350.000 Einwohner*innen im Stadtgebiet gerade ein bisschen größer als Karlsruhe – mit knapp 4.000 Quadratkilometern flächenmäßig aber deutlich kleiner. In Laos Hauptstadt merkt man schnell, dass das Land, was die Zahl der Einwohnenden angeht, etwa auf dem Niveau der Schweiz liegt: Es ist mehr oder weniger ruhig, der Verkehr ist überschaubar. Zwei Dinge, die so ziemlich das Gegenteil einer asiatischen Hauptstadt sind.

Von Luang Prabang nach Vientiane
Wir fliegen mit einer kleinen Propellermaschine von Luang Prabang nach Vientiane. Eigentlich wollten wir mit dem Zug fahren – denn seit Dezember 2021 fahren Hochgeschwindigkeitszüge zwischen Vientiane und der chinesischen Stadt Boten hin und her. Chinesische Investor*innen machen’s möglich. Die Reisezeit zwischen Luang Prabang und Vientiane beträgt gerade einmal zwei Stunden. Sehr komfortabel also – eigentlich. Denn im Vorfeld lesen wir immer wieder Erfahrungsberichte, in denen Reisende schreiben, dass ihnen sämtliche Flüssigkeiten wie Metallgegenstände vorm Betreten des Zuges abgenommen wurden. Das hieße für uns: Mehrere Tuben Sonnencreme, mehrere Flaschen Moskitospray, Shampoo, Reinigungsmilch, Bodylotion, Pinzette, Nagelknipser und Co. einmal in die Tonne, bitte.
Wer weiß, ob es uns wirklich so ergangen wäre wie anderen Reisenden – riskieren wollten wir das nicht. Außerdem berichten einige, dass es nicht möglich gewesen sei, Tickets vorab zu buchen und sie stundenlang in der Sonne am Schalter warten mussten. Und so haben wir uns eher widerwillig für einen kurzen Flug mit Lao Airlines entschieden. Wir verlassen Luang Prabang auf diesem Wege so easy, wie wir angekommen sind. Da die Züge noch nicht wirklich lange in Betrieb sind, ändert sich vielleicht auch das eine oder andere nochmal. In Zukunft ist dieser Weg also sicher einer Option.
Im Vorfeld haben wir gelesen, dass es einen City Bus gibt, der regelmäßig vom Flughafen ins Zentrum fährt. Draußen angekommen, setzen wir uns auf eine Bank an der Haltestelle, die sich direkt vor dem Ausgang befindet und warten. Laut Plan dauert es nicht mehr lange, bis der nächste Bus kommt. Aber wir warten. Und warten. Irgendwann macht uns ein Flughafenangestellter darauf aufmerksam, dass der Bus aktuell nicht verkehrt. Nun gut. Wir gehen zurück ins Flughafengebäude und buchen uns am offiziellen Taxistand eine Fahrt ins Zentrum. Das Ganze kostet sieben Dollar (man kann in Laos oft in Doller oder Kip bezahlen) und dauert rund 15 Minuten. Unser Hotel liegt im Westen von Vientiane, quasi direkt am Mekong, der an dieser Stelle Laos von Thailand trennt.


Arc de Triomphe und Co: Sehenswertes in Vientiane
Wir haben nur einen vollen Tag in Laos Hauptstadt verbracht, dementsprechend kann ich keine Profi-Tipps geben. Mein ganz grundsätzlicher Eindruck: Vientiane ist eine sehr entspannte und angenehme Stadt, die hier und da etwas verschlafen wirkt. Vielleicht sind es auch die Auswirkungen der Pandemie, von denen sich die vergleichsweise kleine Stadt einfach noch nicht erholt hat. Ich würde auf jeden Fall noch einmal wieder kommen. Vor allem auch, um das Umland zu erkunden, zum Beispiel den Buddha-Park, für den wir an unsere eineinhalb Tagen keine Zeit gefunden haben.



Ein Abend-Spaziergang am Mekong-Ufer
Unseren ersten Tag – also den Anreisetag – lassen wir entspannt ausklingen. Eines ist sicher: Wenn Wasser in der Nähe ist, dann dauert es meist nicht lange, bis wir dort sind. Und so machen wir uns am frühen Abend auf zur „Promenade“. Was sehr stilvoll klingt, ist in Vientiane sicher weit weniger flanierwürdig als in anderen Städten, die Atmosphäre ist aber super. Der gepflasterte Weg entlang des Ufers ist sehr breit und weitläufig, viele Locals gehen spazieren, joggen oder sind Teil einer Outdoor-Aerobic-Class (oder sowas in der Art – in jedem Fall tanzen sie zu ohrenbetäubend lauter 90er-Jahre Mucke). Das ist vor allem auch möglich, weil die Straße am Ufer des Flusses am Abend für Autos gesperrt ist – sehr cool. Wir passieren ein Monument, in dessen Mitte eine Statue von König Anouvong thront und das am Fuße des Anouvong-Parks liegt. Entlang des Flusses ist ein Kleidermarkt aufgebaut, alles sieht danach aus, als gäbe es hier normalerweise auch etwas zu essen. Im Boden sind feste Stände verankert, allerdings sind alle abgesperrt oder mit Planen abgedeckt – hier finden wir an diesem Abend nichts zu essen.
Phat-Tich-Tempel
Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Tempel in der Nähe von Hanoi, liegt diese vietnamesische Pagode in der Nähe des Patuxay und ebenso fußläufig zum Kung’s Cafe. Die Pagode ist nicht groß, aber absolut zauberhaft. Der schattige Innenhof ist erfüllt von Glockenspiel, überall wehen buddhistische Fähnchen und immer wieder blitzt die Sonne durch das Blätterdach der umstehenden Bäume. Ein Pagodenturm im klassisch vietnamesischen Stil ist der Blickfang der kleinen Anlage, davor weiße Buddhafiguren, zu deren Füßen Gläubige Opfergaben niedergelegt haben. Wir sind komplett alleine, ziehen unsere Schuhe aus und nehmen die paar Treppenstufen, die in den oberen Teil der Pagode führen. Dort sind weitere Figuren und Schreine aufgestellt. Wirklich lange aufhalten kann man sich hier nicht. Was mich viel mehr fasziniert, ist die wunderschöne Stimmung, die wir aufsaugen, als wir ein Weilchen auf einer Bank im Hof der Anlage sitzen. Es ist zauberhaft, wie der Wind die vielen kleinen Glöckchen in den Bäumen immer wieder zum Klingen bringt.






Si-Saket-Tempel
Zwar größer als Phat Tich, aber auch verhältnismäßig klein, ist der Wat Si Saket im Zentrum der Stadt. Allerdings ist diese Anlage sicherlich etwas bekannter – nämlich für seine unzähligen Buddha-Bildnisse. Im Eingangsbereich der Anlage befinden sich zunächst einige typisch südost-asiatische Gräber: Die Monumente aus Stein sind in der Regel weiß getüncht und mit reichlich goldenen Applikationen verziert, ein verschnörkeltes Türmchen bildet die Spitze des Grabes. Einige kleine Tempel schmücken den Rasen, auf dem sie stehen. Für 30.000 Kip (fast sieben Euro und damit eher im oberen Bereich) pro Person dürfen wir den Hauptteil der Anlage betreten. Der älteste Tempel der Stadt wurde 1808 gebaut, sein Baustil ist stark geprägt durch Einflüsse des siamesischen Reiches. Forschende vermuten, dass der Tempel bei einem Angriff der Siamesen auf Vientiane aus diesem Grund verschont blieb. Dieser glückliche (oder traurige) Umstand macht ihn heute zur ältesten heiligen Stätte in Vientiane.


Der quadratische Innenhof wird ringsherum von Mauern umgeben. Und noch viel wichtiger: Von unzähligen Buddha-Figuren. Die Mauern sind teils bunt bemalt, teils naturbelassen, aber alle haben kleine Aussparungen, in denen die Figuren stehen – oder besser gesagt sitzen. Davor dasselbe in groß: Denn vor der Mauer sitzen wiederum Buddha-Skulpturen, die teils mit Blattgold und einem leuchtend gelben Band geschmückt sind. Vor dem schroffen grau-braunen Stein glänzen die gelben Tücher in der Sonne.



Im Herzstück der Anlage, dem Haupttempel, ist es strengstens verboten, zu fotografieren. Daran halten wir uns natürlich. Die meterhohen Decken des einzelnen Raumes sowie seine Decke sind bunt bemalt und jede Wand ist wiederum von Aussparungen übersäht, in denen kleine Buddha-Figuren sitzen. Es ist fast still, der Raum ist mit dicken Teppichen ausgelegt und natürlich befinden sich auch an der Stirnseite des Raumes pompöse Buddha-Statuen. Wirklich sehr beeindruckend. In Summe soll die Anlage über 2.000 Buddha-Bildnisse beherbergen.






Patuxay (auch „Patuxai“ oder einfach „Arc de Triomphe“)
Das wohl bedeutendste Bauwerk der Stadt hat eine holprige Bauphase hinter sich. Nachdem die Planung im Jahr 1957 begann und der Bau des Triumphbogens zwei Jahre später, kam er 1960 wegen eines Putschversuches durch Captain Kong Le (Google ist voll davon) wieder zum Erliegen. Zwei Jahre später ging es weiter und so konnte der Patuxay im Jahr 1968 fertiggestellt werden. Damals hieß es übrigens noch „Anousavali“, bevor es 1993 auf seinen heutigen Namen getauft wurde.
Der Patuxay liegt auf einer Art Verkehrsinsel, die von einer Ringstraße umgeben ist. Schon von weiterem macht das Bauwerk ganz schön was her, wie es da quadratisch in die Höhe ragt. Der Bogen wirkt tatsächlich wie eine Art steinerner Würfel, der reicht verziert ist. Er ist 24 Meter breit und 24 Meter tief, bis zur Spitze sind es 49 Meter. Ich finde den Kontrast zwischen den glatten Seitenwänden und den verschnörkelten Türmchen und Bögen einfach wunderschön.




Wir umkreisen den Triumphbogen, ehe wir darunter durchlaufen und die bemalten Decken bestaunen. Die Malereien sind von der Lan-Xang-Zeit inspiriert (Lan Xang war ein einstiges Königreich, dessen Hauptstadt Luang Prabang war), außerdem ließen sich die Künstler*innen von Lotusblumen und dem indischen Taj Mahal inspirieren. Unter dem Bogen selbst haben bieten einige Händler*innen Schnickschnack an – kleine Anhänger, Münzen, Ohrringe. Scheinbar kann man auch auf den Pantuxay hinaufgehen, leider sind die Treppen aber mit Gittern versperrt. Das Monument wurde erbaut, um die laotischen Soldat*innen und alle Gefallenen zu ehren, die für die Unabhängigkeit Laos gekämpft haben.
Um den Patuxay herum führt ein kleiner Park, der auch einen Brunnen und einen World Peace Gong beheimatet. Überall auf der Welt gibt es zahlreiche weitere solcher Gongs, die alle Geschenke des World Peace Committees waren – unter anderem auf Bali, in der Schweiz oder Ungarn.
Wat Mixay
Besucht im eigentlichen Sinne haben wir den Wat Mixay zwar nicht – unser Erlebnis dort war aber zu besonders, als dass ich es hier nicht festhalten möchte. Als wir beim Abendessen sitzen, zieht irgendwann lautstark – mit Musik und Gejohle – eine ganze Gruppe Menschen auf der Straße vorbei. Sie tanzen und tragen ein riesiges Metallgerippe mit sich herum, an dem unglaublich viele Geldscheine und Blumen befestigt sind. Wir staunen und filmen die Prozedur, machen uns aber keine weiteren Gedanken darüber.
Auf dem Rückweg zum Hotel passieren wir den Wat Mixay, aus dem wiederum Live-Musik (und Gesang, allerdings sehr schiefer), Trommeln und ein unglaubliches Stimmengewirr tönen. Vor dem Tempel staut sich der Verkehr, Polizist*innen stehen bereit und Händlerinnen verkaufen Blumenschmuck. Menschen strömen in den Hof des Tempels, viele Tragen Blumengestecke im Arm oder Geldbündel. Wir werden Zeugen einer regelrechten Tempel-Party – die Menschen ziehen in einer Art Polonaise durch den Tempel, halten die Blumen nach oben, werfen das Geld in die Höhe und tragen eine in einen Kasten eingeschlossene Buddha-Figur über ihren Köpfen. Es ist ein maßloses Halligalli. Die Rezeptionistin in unserem Hotel hatte leider keine Ahnung, was der Anlass gewesen sein könnte und das Internet spuckte auch keine brauchbaren Infos aus. Macht nichts, ein Erlebnis war es allemal – uns sicherlich ist der Tempel auch bei Tag und ohne Gesang sehr sehenswert.

(Vegetarisch) Essen in Vientiane
Da wir nur eineinhalb Tage in Vientiane waren, waren nicht allzu viele Mahlzeiten drin. Aber immerhin ein paar und zwei von drei waren wirklich lecker. Zum einen haben wir ganz ausgezeichnet indisch gegessen – im „Dhaka“, das neben dem Restaurant auch noch einen Roti-Wagen besitzt. Der Nachtisch ist damit also sicher. Die Karte ist sehr umfangreich und es gibt jede Menge vegetarische und vegane Gerichte. Mein Tofu war sehr gut mariniert und sehr würzig. Das ist nicht immer so, denn oft wird er einfach komplett unmariniert in Gerichte geschnitten und schmeckt quasi nach nichts – das war hier anders.

Außerdem empfehlen kann ich das „Kung’s Café“. Es liegt etwas versteckt in einer Art Hinterhof, der komplett mit kleinen Blumentöpfen mit Pflänzchen behangen ist. Wir hatten beide ein vegetarisches Banh Mi, das unglaublich lecker war.


Für alle Nicht-Vegetarier*innen könnte der Foodmarkt in der „Rue Hengboun“ einiges hergeben. Wir entdecken ihn zufällig, als wir in derselben Straße unsere Wäsche in einer Laundry abholen. Die Stimmung ist super, auch wenn der Foodmarkt nicht allzu groß ist. Zu beiden Seiten der Straße sind Stände aufgebaut, in der zweiten Reihe gibt’s auch einige Restaurants. Wie gesagt: Für Veggies gab es so gut wie nichts, Fleischesser*innen werden sicher fündig und es lohnt sich allemal, einmal über den Markt zu schlendern.
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