Laos,  Pakse

Was hat Pakse Stadt zu bieten? Spoiler: Mehr als man denkt.

Der dritte Tag in Pakse startet entspannt. Heute verlassen wir die Stadt nicht, sondern erkunden den Ort, den knapp 70.000 Laot*innen ihr Zuhause nennen. Wir haben oft gehört, dass Pakse nichts zu bieten habe. Weit gefehlt.

Wir verlassen die Unterkunft gegen 9.30 Uhr – heute möchten wir unseren Tag mit einem Frühstück in der Stadt starten. In Pakse spürt man den kolonialen Einfluss der Franzosen vor allem an einer Besonderheit: Es gibt tatsächlich einige Patisserien, die Eclairs, Croissants und Co. anbieten. Nicht unbedingt das, was man kulinarisch in Südostasien erwartet, oder? Und exakt da wollen wir hin – um genau zu sein zur „Old French Bakery“. Gesagt, getan. Leider stehen wir vor verschlossenen Türen. Aber macht nichts, denn wie gesagt: Patisserien gibt es einige. Und so machen wir uns auf zur nächsten.

Vida Bakery Café: Zwischen Croissants und Eclairs

Im Vida Bakery haben wir mehr Glück – im doppelten Sinne, denn wir schnappen uns den letzten freien Tisch. Sicher eine ebenso gute Wahl. Das Konzept ist schön, denn die Inhaber*innen des Cafés und des angrenzenden Guesthouses, supporten Kinder aus indigenen Stämmen. Sie lernen hier Englisch und einige von ihnen arbeiten im Café.

Die Auswahl ist super: Es gibt eine Auslage mit reichlich Gebäck, unter anderem mit Schokocroissants und Eclairs, Donuts und gefüllten Windbeuteln. Außerdem verschiedene Kekse. Darüber hinaus kann man Toast mit Ei und Speck, French Toast, Porridge oder – wie ich – einen Zimt-Bagel mit Butter und Marmelade bestellen. Dazu natürlich verschiedene Kaffee- und Teespezialitäten oder Säfte. Im Vergleich zum Gesamtbild der Stadt ist das Vida Bakery Café schon sehr modern. Wir sind zufrieden und werden am Nachmittag wieder kommen, als uns die Lust auf etwas Süßes packt. Weiter geht’s zum Wat Luang, der nur wenige hundert Meter entfernt liegt.

Wat Luang, ein kleiner Tempel mitten in Pakse

Ich weiß was die Menschen meinen, wenn sie sagen, Pakse habe nichts zu bieten – es ist schlicht keine Tourist*innen-Stadt. Sondern eine, in der die Menschen ihren Alltag leben, in der sich eben nicht Tempel an Tempel, Restaurant an Restaurant und Shop an Shop reihen. Pakse hat nicht sonderlich viele Grünflächen und auch keine imposanten Gebäude, die es zu bestaunen gibt. Aber wie so oft bestätigt sich auch hier: Es gibt wirklich überall etwas zu entdecken. Man muss sich nur darauf einlassen. Und: Es schadet nie, mobil zu sein.

Der Wat Luang liegt im Zentrum von Pakse. Im Prinzip eine stinknormale Tempelanlage – mäßig imposant, natürlich nicht zu vergleichen mit den Prachtbauten in Luang Prabang oder Bangkok. Aber trotzdem wunderschön und eine kleine Oase inmitten der Stadt. Ich binde mir mein dunkelrotes Tuch mit dem gold-gelben Muster um die Hüfte, bevor wir die kleine Tempelanlage betreten. Wir sind alleine.

Der Wind lässt die Blätter der Palmen und Bäume rascheln, die den Innenhof zieren, der einmal um den quadratischen Bau führt. Direkt hinter dem Tempel fließt der Xedon, ein Nebenarm des Mekong, der nur wenige Meter weiter in den riesigen Strom mündet, der neben Laos noch fünf weitere Länder durchquert. Die knall-orangenen Mönchsroben hängen auf Kleiderbügeln an den Giebeln der angrenzenden Gebäude – vermutlich sind das die Unterkünfte der Mönche, vielleicht ist auch eine Art Schule dabei. Ich ziehe meine Schuhe aus und betrete den Tempel, der aus nur einem Raum besteht. Er ist mit Teppichen ausgelegt, deren Ecken mithilfe von dickem Panzer-Tape am Boden befestigt sind – Bodenbelag Asia-Style. Durch die leicht geöffneten Fensterläden fallen Lichtstrahlen in den Raum, die Wände sind mit Bildern bemalt, die Ausschnitte aus dem Leben Buddhas zeigen.

Eine ganz besondere Begegnung

Buddhistische Mönche haben in Südostasien eine besondere Stellung. Sie werden respektiert und beinahe verehrt. In der U-Bahn sowie in den Skytrains der thailändischen Hauptstadt haben Mönche beispielsweise eigens ausgewiesene Sitzplätze – es gilt, ihnen Platz zu machen, eben wie Senior*innen oder Schwangeren. Als wir mit dem Nachtzug von Thailand nach Laos gefahren sind, haben wir beobachtet, wie ein Angestellter der Royal Thai Railway einem Mönch sein Gepäck über den Bahnsteig bis in seine Kabine trug. Als Frau sollte man einen Mönch nie berühren und so bin ich im ersten Moment mehr als überrascht, als mich ein Mönch im Wat Luang anspricht. Und zwar in einwandfreiem Englisch.

Say – so stellt sich der junge Mann vor – verkörpert für mich den modernen Buddhismus. Er ist interessiert, fragt, woher wir kommen und was wir vor haben in Pakse. Er gibt uns Tipps und erzählt uns, wo wir den besten Sonnenuntergang beobachten können. Trotz mittlerweile fast unzähliger Besuche in Südostasien, hatte ich noch nie so direkten Kontakt zu einem Diener Buddhas. Für mich fühlt sich das Gespräch mit Say nach etwas was ganz Besonderem an, vermutlich auch, weil Mönche eben noch immer einen so besonderen Platz in der Gesellschaft haben. Die kurze Unterhaltung ist unglaublich nett und wird auch irgendwie amüsant, als uns Say fragt, ob es in Deutschland auch manchmal warm ist. Denn dass es in diesem Moment in Deutschland schneit und es unter null Grad hat, kann er sich nur äußerst schwer vorstellen.

Der Wat Luang ist ein netter Tempel in einer kleinen feinen Anlage – aber länger als eine halbe Stunde hält man sich hier eher nicht auf. Für mich war es vor allem die Begegnung mit Say, die mich mit einem guten Gefühl weiterziehen lässt.

Wat Phousalao

Auf der anderen Seite der Stadt liegt hoch oben der Wat Phousalao – was nichts anderes bedeutet als der Tempel, der auf dem Berg Salao liegt. Schon von unten sieht man den mächtigen goldenen Buddha, der auf dem Salao thront und in Richtung der Stadt blickt. Der goldene Buddha liegt am Fuße des Mekong. Wir überqueren die Lao-Nippon-Brücke, um die kurvige Straße zu erreichen, die uns zu ihm führt. Die Lao-Nippon-Brücke ist die zweite Brücke in Laos, die den Mekong überspannt und öffnet dem laotischen Osten eine direkte Verbindung nach Thailand – immens wichtig für den Handel.

Nachdem wir die gegenüberliegende Seite erreichen, biegen wir scharf links ab. Der „Weg“ ist gelinde gesagt eine Katastrophe. Riesige Krater und große Steinbrocken sind unsere ständigen Begleiter, zumindest auf den ersten hundert Metern hoch zum Tempel. Je höher wir fahren, desto besser wird auch der Weg. Immer wieder treffen wir auf Kühe, die sich im dürftigen Schatten der trockenen Sträucher am Wegrand abkühlen oder wacker die Serpentinen entlang traben.

Am Ende der Straße erreichen wir ein friedliches Plätzchen. Wir parken unsere Roller im Schatten eines Baumes und brauchen erst einmal etwas zu trinken. Unser Glück versuchen wir einem kleinen Shop, der vollgestopft ist mit kleinen Chipstütchen und bunten Fanta-Dosen – da ist allerdings niemand. Ich warte einige Minuten bis ich durch die Tür, die eigentlich nur ein Türrahmen ist, ins Hinterzimmer gehe, das eigentlich ein offener Hinterhof ist. Ein junger Mann erbarmt sich, mir Geld für die zwei Wasserflaschen abzunehmen. Fühlt sich an wie Siesta, ob es dafür eine laotische Bezeichnung gibt, weiß ich nicht. Falls nicht, rege ich das hiermit an.

Die nächste besondere Begegnung

Wir machen uns auf den Weg zu dem großen Buddha, der gleich zu Beginn des weitläufigen Geländes seinen Blick über den Mekong schweifen lässt. Wir tun es ihm gleich – die Lao-Nippon-Brücke und der nord-östliche Teil von Pakse sind gut zu überblicken. Say hatte uns erzählt, dass viele Menschen hier her kommen, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Das können wir uns gut vorstellen. Jetzt ist es allerdings leer und so fällt uns direkt eine Gruppe älterer Herren ins Auge, von denen uns prompt einer anspricht.

Er selbst kommt aus Südkorea, erklärt uns, dass er mit Mönchen aus Tibet und Indien unterwegs sei. Seinem Äußeren nach zu urteilen ist – oder war – auch er ein Mönch. Sein kahler Kopf und die große Kette um seinen Hals lassen darauf schließen. Sein Englisch ist gut. Wir plaudern ein wenig und – natürlich – fragt er, ob wir ein Foto von der Gruppe machen können. Als sich alle in Reih und Glied aufgestellt und in Pose geschmissen haben, bekommen wir verschiedene Handys und ein Tablet zum Fotografieren in die Hand gedrückt. Natürlich stehen die Männer in Buddhas Rücken – Fotos VOR Buddha sind nicht gerne gesehen, oberste Priorität hat aber, dass die Posierenden immer niedriger gelagert sind, als der Kopf des Heiligen. Das wiederum ist in diesem Fall nicht schwer.

Ein warmer Wind, der immerhin für etwas Abkühlung sorgt, lässt die feinen Glöckchen in den Bäumen klingen. Es ist heiß und es ist extrem trocken. Unzählige goldene Buddha-Statuen säumen den Weg, der uns weg von ihrem großen Bruder und weiter aufs Gelände führt. Sie schimmern in der Sonne, sind zum Teil mit bunten Fähnchen geschmückt, im Hintergrund ragt ein prunkvolles Tempeldach in Richtung des wolkenlosen blauen Himmels. Insgesamt beheimatet die Anlage zwei Tempel, in denen bis auf zwei Landsleute aus der Pfalz nur Locals unterwegs sind. Wie so oft werden wir beäugt und kurz darauf angelächelt – daran werde ich mich wohl nie gewöhnen. Zumal wir uns doch in der drittgrößten Stadt des Landes befinden. Ich bin immer wieder erstaunt, dass wir scheinbar dennoch Unterhaltungswert haben.

Neben den beiden Tempeln, in denen Mönche diejenigen segnen, die sich mit Sorgen oder Wünschen an sie wenden, befinden sich einige kleine Schreine auf dem Gelände. Immer wieder begegnen uns außerdem kleine Regale. Sie haben mehrere Fächer und sind nummeriert – in jedem nummerierten Fach stecken Zettel, auf denen Weissagungen geschrieben stehen. Vor den Regalen steht ein zylinderförmiger Behälter, in dem mehrere lose Stäbchen stecken. Die Stäbchen sind ebenfalls nummeriert. Beim Beten nehmen die gläubigen Buddhist*innen die Behälter zwischen ihre zusammengelegten Hände und schütteln ihn so lange, bis eines der nummerierten Stäbchen heraus fällt. Danach nehmen sie sich die entsprechende Weissagung aus dem passend nummerierten Regalfach. Betritt man eine Tempelanlage und hört es immer wieder kläppern, dann weiß man: Hier hofft jemand auf eine positive Voraussagung.

Dao Hueang Market: eine kleine Parallelwelt

Dieser Markt inmitten von Pakse ist mein persönliches Tageshighlight. Es fällt mir schwer zu beschreiben warum, vor allem, weil wir – wenn’s hoch kommt – vielleicht zwanzig Minuten dort verbringen. Aber dieser Ort ist so echt, das gefällt mir. Wir entdecken den Markt durch Zufall. Auf dem Rückweg vom Wat Phousalao fahren wir zunächst daran vorbei, ehe wir die schmale Gasse bemerken, vor deren Eingang dutzende Roller, Fahrräder und Karren geparkt sind. Wir drehen eine extra Runde durch den nahegelegenen Kreisverkehr und kommen bei nächster Gelegenheit ebenfalls am Beginn der Gasse zum stehen.

Dieser Markt ist ein einziges Getümmel. Er liegt in einer dunklen Markthalle, durch die sich Gänge schlängeln und in die hier und da immer wieder Lichtstrahlen fallen. Es gibt einfach ALLES. Obst und Gemüse jeder Art, große Bündel Zimtrinde, Gänge voller Fleisch und Fisch, inkl. Schweinsklauen, Schweinsköpfen und Hühnerfüßen. Für mich heißt das in aller Regel: Atem anhalten und den Blick auf den feuchten Gang senken. Weiter geht es mit Gebäck, Kosmetik, Waschmittel, Kunst, Opfergaben und Schmuck. Auf Tischen und dem Boden stapelt sich Küchenzubehör – von der Schaumkelle bis zum mit Blümchen bedruckten Wok ist alles dabei. Direkt daneben Schmuck und Klamotten en masse. Es ist faszinierend, beeindruckend und absolut erschlagend zugleich.

Wo sind die Potter Heads? Im vorletzten Film – Heiligtümer des Todes I – brechen Harry, Ron und Hermine in Bellatrix‘ Verließ ein. Es ist vollgestopft bis unter die Decke und aufgrund des Geminio-Zaubers verdoppeln sich die Dinge, die man berührt. In etwa so fühlt es sich in dieser übervollen Markthalle an. An jeder Ecke türmen sich Gegenstände auf, dazwischen stehen Roller oder Frauen kochen über einer heißen Gas-Flamme.

Auch hier werden wir angesehen und gemustert. Tatsächlich fällt mir während unseres Besuchs auf dem Markt auch sonst niemand auf, der eher ein westliches Äußeres hat. Ein Besuch lohnt sich definitiv!

Mein Fazit zu Pakse

Die drittgrößte Stadt des Landes ist sicherlich nicht die Prunkvollste. Wer nach Geschichte und entspanntem Flair sucht, ist in Luang Prabang definitiv besser aufgehoben. Wobei ich es für falsch halte, zu unterstellen, Pakse habe keine entspannten Ecken. Vor allem Wat Phousalao, aber auch Wat Phou belehren uns eines Besseren. Pakse ist voll mit rotem Sand, es ist staubig und voll. Aber nicht überall. Und als Ausgangspunkt ist die Stadt unschlagbar. Wie – meiner Meinung nach – jeder Ort der Welt, hat auch Pakse wunderschöne Seiten. Man muss sich nur Zeit nehmen, um sie zu entdecken.

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